
Ausgewählter Beitrag
Sigmund Freud
Wolfgang Schmidbauer
Der Mensch Sigmund Freud
Ein seelisch verwundeter Arzt?
Ein neuer Ansatz.
Bücher und Schriften von und über
Sigmund Freud gibt es reichlich. Der am 6. Mai 1856 als Sohn des
jüdischen Textilkaufmanns Jacob Freud und dessen ebenfalls jüdischer
Ehefrau Amalia (geb. Nathanson) in Freiberg (heute: Pribor Tschechien)
geborene, in Wien aufgewachsene Mediziner und Begründer der
Psychoanalyse, der am 23. September 1939 in London starb, beschäftigt
bis heute die Gemüter.
Zum 150. Geburtstag erweisen ihm zahlreiche Medien mit einer ganzen Reihe an Reportagen und dokumentarischen Sendungen die Ehre.
Dieses
2005 erschienene Buch ist allerdings mehr als ein Buch von der Arbeit
und über Freud, sondern eine Analyse der Person und Persönlichkeit.
Dabei fördert das Buch oder sein Autor Einblicke und Erkenntnisse über
den Charakter Freuds zutage, die bei seiner Arbeit, Forschung und
Wissenschaft eine große Rolle gespielt haben. Bei der Lektüre kommt es
einem so vor, als sei Freud durch seine eigene von ihm selbst
entwickelte Technik des Analysierens analysiert worden.
Der
Autor, Wolfgang Schmidbauer, der dies gewagt hat, ist nicht nur
promovierter Psychoanalytiker, hat selber ein Institut für analytische
Gruppendynamik gegründet, eine Gastprofessur für Psychoanalyse an der
Gesamthochschule Kassel gehabt, sondern ist auch Lehranalytiker in
München.
Dieses Buch ist viel mehr und kein streitbarer
Beitrag zur umstrittenen Psychoanalyse, sondern es befördert vieles ans
Tageslicht, was man gar nicht erwartet oder vermutet hätte. Es liest
sich spannend und bringt einem die Person Freud’s, seine Kindheit und
Jugend, eigene Kränkungen, Verletzungen, Stärken und Schwächen näher.
Dadurch liefert es völlig neue Ansätze und leitet dadurch neue
Sichtweisen ein. Nämlich die auf einen verletzten Arzt, der aus der
Situation eigener erlittener Kränkungen und seelischer Verletzungen
einen Ausweg aus eigenem Leid suchte und dabei die Psychoanalyse als
Technik der Auflösung und Heilung von Trauma und Neurose entdeckte. So
war Freud zwar Arzt, aber im übertragenen Sinne auch Patient seiner
eigenen Patienten, die ihn inspirierten. Er entdeckte dabei das
Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung und leistete für die
seelische Befindlichkeit der Menschheit Übermenschliches.
Freud selbst war zuverlässig, vertrug aber keine Kränkung. Er entdeckte die Psychoanalyse nicht nur aus geistiger Stärke, sondern ebenso aus seiner emotionalen, narzisstischen Schwäche. Zeit seines Lebens hat Freud die Traumdeutung als seine wichtigste Entdeckung angesehen.
Und die Erkennntis: Nur wer sich selbst liebt, kann andere dauerhaft lieben.
(Ulrike M. Dierkes)
Sprache: Deutsch
Gebundene Ausgabe - 206 Seiten - Kreuz-Verlag
Erscheinungsdatum: September 2005
Auflage: 1
ISBN: 3783126355
19,95 €
Ulrike 04.06.2006, 10.51
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